Das Patenamt gestalten
- Mit dem Patenamt ist die Hoffnung auf eine lebenslange Beziehung verbunden.
- Auch diese Beziehung durchläuft Höhen und Tiefen - das ist völlig normal.
- Hier finden Sie Ideen zur Gestaltung Ihrer einzigartigen Beziehung
Jetzt bin ich Patin, aber wie fange ich es an? Lena, 18, hat sich lang darauf gefreut, Patin zu werden. Nun hat sie die Patenschaft für Friederike, die Tochter ihrer besten Freundin, übernommen. Aber wie geht das: Patin sein? Auch Christian, 24, macht sich seine Gedanken. Wie kann er die Beziehung zu seinem Patensohn Max gestalten? Und wie soll das mit der christlichen Begleitung gehen? Er ist zwar gern evangelisch, aber ist er dem gewachsen, die christliche Gemeinde an dem Kind zu vertreten und „ihm zu helfen, ein lebendiges Glied der Kirche Jesu Christi zu werden“, wie er es bei der Taufe versprochen hat? Er kann ja mal mit dem Beten beginnen…
Stationen einer Patenschaft
Erfahrene Patinnen und Paten wissen: Nicht immer ist die Verbindung zu ihrem Patenkind gleich stark. Manches, das sie sich vornehmen, glückt nicht, anderes ereignet sich einfach - wie in jeder guten Beziehung. Und manchmal gelingt eine Patenschaft auch nicht - oft zum Bedauern beider Seiten. Man kann sich um eine gute Beziehung bemühen, man kann gute Bedingungen dafür schaffen, machen kann man sie nicht. Deswegen beten viele Patinnen und Paten um Gottes Segen für das Kind - und für die Patenschaft.
„Meine beiden Paten sind und waren das Beste, was ich habe. Meine Patentante ist heute noch ein wichtiger Mensch für mich. Danke an Gott, dass es sie noch gibt.“
Neun Tipps für werdende Paten
Das Patenamt soll keine Bürde sein, sondern eine Beziehung, an der beide - der Täufling wie der Pate oder die Patin selbst - ein Leben lang Freude haben. Zur Starthilfe hier einige Tipps:
Meistens geht das ganz schnell: Sie und die Eltern wünschen sich, dass Ihr Patenkind ein Vertrauensverhältnis zu Ihnen entwickelt und dass Sie nach Ihren Möglichkeiten für es da sind. Manchmal stellen sich aber bei einem solchen Gespräch Differenzen heraus: Die Eltern erwarten mehr als Sie leisten können (finanziell, persönlicher Einsatz, etc.) oder sie sind nicht bereit, die Beziehung zwischen Ihnen und dem Kind zu unterstützen. Es ist hilfreich, über unterschiedliche Vorstellungen rechtzeitig Bescheid zu wissen, um gegebenenfalls später Enttäuschungen auf beiden Seiten zu vermeiden.
Überfordern Sie sich nicht. Es wird von Ihnen erwartet, dass Sie das Kind nach Ihren Möglichkeiten begleiten, nicht, dass Sie die Super-Patentante oder der beste Patenonkel der Welt sind. Lieber eine konstante jährliche Begegnung als ein Feuerwerk zu Beginn, das mehr verspricht als Sie halten können.
Auch wenn Geschenke nicht alles sind, sie machen Ihrem Patenkind Freude. Dabei kommt es - wie immer - nicht auf die Größe des Geschenkes an. Wenn das Kind Spaß daran hat, wenn es spürt, dass Sie sich Gedanken gemacht haben, dann bleibt auch das kleinste Geschenk in guter Erinnerung. Besonders freuen Aufmerksamkeiten, die unerwartet kommen: Ein Brief mit einem schönen Stift zum Schuljahresstart oder ein Überraschungspäckchen einfach so erzielen größere Effekte als das zehnte Paket zu Weihnachten. Kleiner Tipp: Besprechen Sie mit den Eltern, was Sie Ihrem Patenkind gern als Erste/als Erster schenken würden. Es ist beispielsweise schon etwas Besonderes, wenn das Kind immer wieder hört, dass es seine ersten richtigen Schuhe (die erste Kinderbibel, die erste Lederhose, das erste Bilderbuch…) vom Paten erhalten hat.
Die Eltern haben Sie als Paten oder Patin gewählt. Das muss einen Grund haben. Darum füllen Sie auch Ihr Patenamt in Ihrem eigenen Stil aus. Fragen Sie nicht: Was muss ich für mein Patenkind tun? Sondern: Was will ich meinem Patenkind geben? Was möchte ich mit ihm erleben? Wenn Sie Tiere lieben - gehen Sie mit Ihrem Patenkind in den Zoo. Wenn Sie gern klettern - nehmen Sie ihr Patenkind mit. Wenn Sie gern ins Kino gehen – warum nicht ein gemeinsamer Kinonachmittag? Zeigen Sie Ihrem Patenkind ein Stück von Ihrer Welt. Dabei ist es nicht so wichtig, ob Sie selbst Kinder haben oder nicht. Haben Sie selbst Familie, dann unternehmen Sie gemeinsam etwas. Ihr Patenkind wird sich an der Gesellschaft freuen. Haben Sie keine Kinder, dann können Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit bei Besuchen dem Patenkind widmen - auch das wird es genießen.
Das klingt schwieriger als es ist. Ein Ritual kann etwas ganz Kleines sein: der Anruf in regelmäßigen Abständen, der Brief zum Geburtstag, ein Nikolausgruß, ein jährlicher Patenkind-Patin/Pate-Tag, der gemeinsame Besuch des Krabbelgottesdienstes, ein Platz, den nur Sie beide gemeinsam besuchen, ein Kuchen, den nur Sie backen… Es gibt so vieles, was zu einem Ritual werden kann und was Sie und Ihr Patenkind verbindet. Der Tauftag kann zu einem solchen ganz besonderen Termin werden, den Sie und Ihr Patenkind gemeinsam feiern: mit einem Anruf, einer kleinen Aufmerksamkeit, einer gemeinsamen Unternehmung. Wenn das nicht geling,t werden Sie andere Gelegenheiten finden. Ihrem Patenkind ist nicht wichtig wann, sondern dass Sie für es da sind.
Sie findet in erster Linie im Elternhaus statt. Dennoch können Sie als Patin oder Pate einen Teil dazu beitragen: durch Ihr Gebet für das Kind, wenn Sie in der Kinderbibel mit ihm lesen oder seine religiösen Fragen ernst nehmen und dadurch, wie Sie leben. Vielleicht finden Sie ja Freude daran, zusammen mit Ihrem Patenkind die Kirche oder den Glauben neu zu entdecken. Aber: Bleiben Sie authentisch! Kinder haben ein feines Gespür dafür, ob das, was ein Erwachsener sagt, mit seinem Leben übereinstimmt oder nicht. Seien Sie ehrlich mit Ihrem Patenkind, auch was Ihre Zweifel betrifft. Dann wird es Sie auch als Gesprächspartner ernst nehmen.
Das Wichtigste ist, dass Sie - auch in noch so großen Abständen - den Draht zu Ihrem Patenkind und seiner Familie halten. So erlebt es Sie als zuverlässige Konstante in seinem Leben und rechnet mit Ihnen. Das kann in unterschiedlichen Altersstufen auf ganz vielfältige Weise geschehen: über die Eltern beim Kleinkind, später dann immer direkter. Es wird eine Zeit geben, in der das Kind es liebt, mit Ihnen zu telefonieren. Später stehen dann vielleicht Emails oder sms hoch im Kurs. Lassen Sie ihr Patenkind wissen, dass Sie an es denken. Und lassen Sie den Draht auch dann nicht abreißen, wenn Sie enttäuscht worden sind oder Ihr Patenkind einmal nichts von Ihnen wissen möchte.
Ihr Patenkind hat Glück: Mit Ihnen hat es einen Menschen an der Seite, der ein wenig von außen kommt und nicht in die Familiengeschichte verstrickt ist. Sie sind dem Kind und Gott verpflichtet - niemand anderem. Erhalten Sie sich diese Freiheit. Im Gegensatz zu den Eltern müssen Sie Ihr Patenkind nicht erziehen, können die Eltern aber dabei unterstützen. Lassen Sie Ihr Patenkind spüren, dass Sie immer auf seiner Seite stehen, selbst wenn Sie beide einmal unterschiedliche Meinungen vertreten. Das wird besonders wichtig, wenn es zwischen Ihrem Patenkind und den Eltern schwierig wird. Hier könnten Sie als verständnisvoller Außenstehender für beide Seiten wichtig werden.
Der Satz: „Jetzt habe ich schon wieder den Geburtstag meines Patenkinds vergessen!“ kommt auch bei den besten Patinnen und Paten vor. Das sollte nicht zu häufig passieren, ist aber nicht dramatisch - wenn sich nicht das schlechte Gewissen breit macht. Denn nichts schadet der Beziehung zu Ihrem Patenkind so wie Ihr schlechtes Gewissen. Also: Auch wenn man sich in der Haut nicht so wohl fühlt, auch wenn länger Funkstille herrschte - zum Hörer greifen und sich entschuldigen. Lieber eine Karte schreiben als aus Scham oder schlechtem Gewissen den Kontakt immer weiter herauszögern. Sonst hört das Kind wirklich einmal auf, auf Sie zu warten - und das wäre dann wirklich schlimm.
Bei allem Auf und Ab in der Patenbeziehung - viele Erwachsene denken gern und dankbar an die Menschen, die ihnen in der Taufe an die Seite gestellt wurden. So wie Evi Bauer, die heute sagt: "Meine beiden Paten sind und waren das Beste, was ich habe. Meine Patentante ist heute noch ein wichtiger Mensch für mich. Danke an Gott, dass es sie noch gibt."
Voraussetzungen für das Patenamt
Voraussetzungen für das Patenamt in der Evangelischen Kirche
• Nachweis einer Kirchenmitgliedschaft (Patenbescheinigung/Bescheinigung über Kirchenzugehörigkeit ist im Pfarramt/Pfarrbüro erhältlich)
• Konfirmation bzw. Firmung
• Anwesenheit bei der Taufe
• Bereitschaft, dem Kind vom christlichen Glauben zu erzählen
Keine Voraussetzung ist
• Evangelische Kirchenmitgliedschaft
17.05.2021