Ein besonderer Segen

"In dem Moment des Segens ist etwas Erstaunliches passiert: Pfarrer Kühnen hat uns drei umarmt, und ein warmes Gefühl hat sich in mir ausgebreitet breit." Tanja König ist nicht besonders spirituell, dennoch war die Taufe ihres Sohnes Vincent in der Erlöserkirche in München eine ganz besondere Erfahrung für sie. "Das hat mich sehr tief bewegt."

Vor vielen Jahren ist Tanja König aus der katholischen Kirche ausgetreten. Für sie ergab die Kirche, in der sie aufgewachsen und getauft worden ist, keinen Sinn mehr. "Warum sollte ich also Mitglied in einem Club sein, den ich nicht gut finde?"  Als sie ihren Mann Christoph und dessen evangelische Familie kennenlernt, entdeckt sie die Kirche neu. "Ich habe festgestellt, dass es auch ein anderes Konstrukt von Kirche gibt: auf Augenhöhe."

Ihr Sohn Vincent kommt 2019 auf die Welt, und die jungen Eltern sind sich einig, dass sie ihren Sohn taufen möchten. "Wir sind beide getauf, und wir möchten Vincent einen ersten Zugang zum Glauben mitgeben. Was er daraus macht, ist ihm überlassen", erzählt Christoph König. "Er hat die Möglichkeit jederzeit auszutreten, aber eintreten und sich taufen lassen, das ist ganz sicher die höhere Hürde." Pfarrer Sebastian Kühnen beobachtet das Bedürfnis nach der Taufe bei vielen Familien in München-Schwabing, wo seine Gemeinde ist und die Königs wohnen. Hier leben zahlreiche junge Familien. "Wenn Kinder in die Welt kommen, ändert sich die Perspektive. Die Eltern taufen nicht nur aus Tradition, sondern weil sie ihren Kindern einen Ort zeigen und ein Grundgefühl geben möchten von Gemeinschaft und Geborgenheit."

Ein überzeugender Gottesdienst

"Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht" (Psalm 36,10), ist Vincents Taufspruch. Gemeinsam mit Pfarrer Kühnen bereiten die Königs den Gottesdienst vor. Sie suchen Lieder aus, sprechen über ihre Motivation, sie lernen sich kennen, besprechen den Ablauf. Die Feier nach dem Gottesdienst sollte im Familienkreis und mit den Paten stattfinden. "Das war alle so unkompliziert", erinnert sich Christoph König. Vincent ist sechs Monate alt, als er getauft wird und nimmt den Gottesdienst sehr entspannt hin. "Vorbildlich und in Tracht", erzählen die Eltern stolz. Der Gottesdienst hat die Erwartungen der Familie sogar übertroffen. "Frau König ist nach dem Gottesdienst auf mich zugekommen und hat mir gesagt, dass sie den Segen als etwas sehr Wohltuendes empfunden hat", erzählt Pfarrer Kühnen und freut sich noch immer über das Lob. "Ich gebe immer all meine Energie in den Segen." Um diesen intensiven Moment nicht zu stören, bittet Pfarrer Kühnen die Familien deshalb, auf Fotos zu verzichten. Eine gute Entscheidung, finden die Königs. "Das hätte tatsächlich nicht gepasst und dem Augenblick etwas von seiner Besonderheit genommen."

Beeindruckt von der Taufe und dem persönlichen Gefühl "Ich kann doch nicht mein Kind taufen lassen und selber nicht in der Kirche sein" ist Tanja König kurze Zeit später in die evangelische Kirche eingetreten. Dabei trifft sie auf den Kircheneintrittspfarrer: Sebastian Kühnen. "Ich habe Vincent getauft und seine Mutter in die Kirche aufgenommen", ein nicht ganz alltägliches Erlebnis, selbst für den erfahrenen Pfarrer Kühnen.

Und es soll noch weiter gehen. Nach ihrem Umzug innerhalb Schwabings gehören die König plötzlich einer anderen Kirchengemeinde an. "Wir lassen uns natürlich umgemeinden, denn in der Erlöserkirche fühlen wir uns dazugehörig. Hier wurde Vincent getauft, hier geht er in die Kita, und sobald es möglich ist, werden wir dort mit Freunden und Familie unsere kirchliche Trauung nachholen, die wegen Corona verschoben werden musste." Natürlich werden sie von Pfarrer Kühnen getraut.